Du kennst den Spruch zum Thema Essen sicherlich: Du bist was du isst. Ich gehe einen Schritt weiter und sage:
„Du bist was du isst und wie du es isst.“ Achtsam Essen ist nicht nur hipp sondern ein Weg mehr Genuss zu empfinden, gesünder zu leben und deine Wunschfigur zu haben.
Wie du beim Essen mehr Genuss empfindest, gesünder lebst und endlich deine Idealfigur erreichst.
In diesem Blog zeige ich dir, wie ich meine Beziehung zum Essen geheilt habe, mehr Genuss denn je empfinde, gesünder esse und dabei auch noch Gewicht verloren habe.
Essen ist in der westlichen Welt längst zum Lifestyle Produkt geworden. Massen an Menschen definieren sich dadurch, was sie essen. Für andere, speziell die wohlhabende Schicht, ist Essen zur Ersatzbefriedung Nummer Eins avanciert. Eines wird dabei total aus den Augen verloren. Essen sollte in erster Linie dazu dienen um unseren wertvollen Organismus – Körper genannt – bestmöglich zu nähren. Der alte Spruch du bist was du isst, hat immerwährende Gültigkeit.
Ich selbst habe viele extreme Phasen durchlebt, wenn es um das Thema Essen geht.
An dieser Stelle werde ich etwas ausholen, um meine Beziehung zu Essen und auch meine Probleme damit zu beschreiben.
Mit einer Mutter die für Ihr Leben gerne kocht und ganz nebenbei wahrscheinlich die besten Torten und Kuchen der Welt backt, bin ich mit üppigem Essen und wahrlich ausreichend Süßspeisen aufgewachsen. Ich bin trotzdem überaus dankbar für die Liebe die ich in Form von Essen erhalten habe. Ich war nie wirklich korpulent, im Nachhinein würde ich meine Körperbeschaffenheit aber durchaus als stets „etwas zu viel auf den Rippen“ beschreiben. Obwohl ich immer viel Sport getrieben habe, habe ich irgendwann zwischen 14 und 16 Jahren das Ausgehen, dem Sport bevorzugt und erst wieder mit Anfang 20 zu meiner Leidenschaft dem Sport zurückgefunden. Mit dieser Rückbesinnung ging mit auch ein Licht auf, was meine Ernährung betrifft. Unmengen an Lektüren zu allen möglichen „Ernährungsgurus“ habe ich verschlungen, um mich auf den neuesten Stand der “Wissenschaft” zu bringen.
Damals habe ich noch gerne und viel Fleisch gegessen. Im Laufe der Jahre habe ich dann viele Extreme der Ernährung durchlebt. Von der chronischen Überzuckerung durch Kuchen und Süßigkeiten, folgten Phasen von exzessivem Fleischkonsum, gefolgt von Phasen in denen ich jegliche Kohlenhydrate und Zucker zu vermeiden versuchte, bis hin zum vegetarischen Lebensstil den ich aktuell pflege. Speziell meine Low-Carb Phase, in der ich oft und in riesigen Mengen Salat aß und die ausgezeichnete Werkskantine, in meinem damaligen Job, haben dazu geführt, dass ich jegliches Maß für Portionsgrößen verlor.
Ich aß massive Portionen und das in einem Tempo, das mich für jeden „Fresswettbewerb“ qualifiziert hätte. Erinnerungen an meine Kindheit wurden wach. Damals war ich immer der langsamste Esser am Tisch. Ich frage mich wann genau ich diese positive Angewohnheit verloren habe?
Es dauerte bis jetzt, wo ich einige Jahre auf meinem spirituellen Weg bin, dass ich für mich zum rechten Maß zurückgefunden habe. Es brauchte einige Aufenthalte in Meditationszentren, Tempel und Aschrams, um immer wieder mit dem Thema konfrontiert zu werden, um nun endlich und voller Erleichterung wieder ein gutes Verhältnis zum Essen zu habe.
Ich war süchtig nach dem Gefühl vollgestopft zu sein. Egal was ich zu mir nahm, das Essen war erst dann erfolgreich, wenn ich fast zu platzen drohte. Durch viel Sport und wenig Kohlenhydrate, war das für meine Hüften verträglich, gesund aber sicherlich nicht.
Konfrontation mit einem Urinstinkt
Im April 2016, wurde ich in meinem ersten Meditationsretreat mit einem Urinstinkt konfrontierter. Das erste Mal in meinem Leben war nicht unendlich Essen zur Verfügung. Das Essen war überaus lecker und es war ausreichen, aber eben nur in Maßen und zu gewissen Zeiten verfügbar. Diese Tatsachen führten zu panikähnlichen mentalen Zuständen. Ich hatte das absolut unnötige aber überwältigende Gefühl, ich müsste hungern und vielleicht verhungern. Im Nachhinein muss ich über die Situation lachen, damals war es ernst für mich.
Das war für mich ein Warnsignal, dass irgend etwas mit meinem Essverhalten und meiner Wahrnehmung von Essen nicht in Ordnung sein kann. Meinen Meditationslehrer darauf angesprochen hat er versichert, dass ich mit diesem Empfinden nicht alleine wäre. Er empfahl mir eine längere Fastenkur zu machen, um mich bewusst dem Thema zu stellen.
Achtsam Essen oder Essen als Meditation
Bereits dort in meinem ersten Retreat, machten wir den Akt des Essens zur Meditation. Es war ein „Silent-Retreat“, also war Sprechen oder Kommunizieren sowieso kein Thema. Der Fokus unserer Aufmerksamkeit lag also voll bei den Speisen und unserer Wahrnehmung. Dort und an einigen andern magischen Orten, lernte ich Essen wieder Wert zu schätzen und richtig zu kauen. Stück für Stück gewann ich einen Sinn für Portionsgrößen und Essgeschwindigkeit wieder.
Es gibt einige wenige Angewohnheiten die mir geholfen haben, meine Beziehung zum Essen wieder in ein positives Licht zu rücken. Genau diese Erkenntnisse teile ich im nächsten Abschnitt mit dir.
Dankbarkeit & Segnung (muss nicht mit Religion in Verbindung stehen)
Ich halte vor jeder Speise inne und Segne meine Speisen mit einem stummen Dankbarkeitsgebet. In diesem Gebet sage ich danke an Gott und die Natur, dass ich diese leckere Speise auf dem Teller habe. Ich denke auch kurz an all die Menschen die helfen diese Speisen auf den Teller zu bringen. Als Abschluss erinnere ich mich jedes Mal vor dem Essen daran, die Speisen langsam und mit Genuss zu kauen, um meinen Körper optimal mit Energie zu versorgen und mich gut durch den Tag zu bringen.
Ausreichend Zeit ist die Grundvoraussetzung um das Essen zu einem langsamen und genussvollen Akt werden zu lassen
Nimm dir Zeit zum Essen. Nimm sie dir! Achtsam Essen geht dem Trend des Fast Food entgegen und ist mehr slow als fast. Essen ist für uns als Menschen eine so entscheidende Notwendigkeit, dass Essen ein gewisses Maß an Zeit und Aufmerksamkeit verdient hat. Ich erinnere nochmal an die einleitenden Worte:„Du bist was du isst und wie du isst“.
Langsam und oft Kauen
Ich wiederhole das noch einmal, weil es so simpel ist, jedes Kind es sicher schon 100 mal gehört hat, aber viele Menschen es schlicht nicht leben: langsam und oft kauen. Der wahrscheinlich wichtigste Punkt, der alleine, wenn du nur diesen umsetzt, alle Versprechen meines Titels hält.
Im Berufsalltag schaffst du es vielleicht nicht jeden Tag ausreichend Zeit zu reservieren. Ok, dann schaffst du es eben nur fünf von sieben Tagen langsam und genussvoll zu Essen. Fünf aus sieben ist besser als null aus sieben.
Das Kauen ist absolut entscheidend.
Ich habe mir über die Jahre angewöhnt gehabt, meine Speisen in den Mund zu zwängen, wenig zu kauen und dann einfach so zu schlucken. Wie bereits erwähnt, war für mich das voll werden das Ziel jeder Mahlzeit.
Ich kann aus eigener Erfahrung sagen, dass langsames Essen eine Gewohnheit wie auch jede andere ist. Durch bewusstes Essen habe ich mich nach und nach darauf programmiert, alle Speisen die ich mir zuführe, so oft wie möglich zu kauen. Auch wenn es nun sehr detailliert wird, möchte ich an dieser Stelle einen Tipp geben. Wenn ich Kaue, rutscht oft schon die halbzerkaute Speise nach hinten Richtung Speiseröhre. In diesem Fall benutzte ich meine Zunge, um diese Speisen bewusst noch einmal weiter nach vorne zu holen, um weiter zu kauen. Das Kauen ist für mich abgeschlossen, wenn ich nur mehr Speisebrei im Mund habe und dieser quasi wie von selbst in den Verdauungstrakt rutscht.
Das langsame Essen ist absolut entscheidend auf deinem Weg, dich nicht zu überessen. Mein Körper zum Beispiel braucht sehr lange, bis er mir ein Sättigungsgefühl gibt, wenn es da ist, jedoch sehr stark. Ich profitiere auch hier vom langsamen und genussvollen Essen, da ich dem Körper die Chance gebe mir ein Signal zu senden, auf das ich reagieren kann.
Die Anleitung für die Praxis – achtsam Essen
Ein Versuch der dir dein Verhältnis zum Essen aufzeigen wird.
Um herauszufinden, wie dein Verhältnis mit dem Essen ist, schlage ich vor folgende Übung zu machen. Diese kann gleichzeitig dazu dienen, dein Essverhalten neu und auf mehr Gemütlichkeit und Genuss zu programmieren, so wie ich es tat. Oft genug ausgeführt, wird es zu einem Teil deiner Persönlichkeit, wie jede anderen Angewohnheit auch.
- Nimm dir ausreichend Zeit für die Mahlzeit, zumindest 20 Minuten.
- Wenn das Teller vor dir steht nimmst du dir erstmals Zeit zu sehen, was sich alles so auf dem Teller befindet. Beim Beobachten, kannst du auch darüber nachdenken, woher die Nahrungsmittel stammen und was alles notwendig war, damit sie auf deinem Teller landen.
- Jetzt ist der Moment, in dem du dich daran erinnerst, dass du die Speisen bewusst, langsam und mit vollem Genuss zu dir nimmst um deinen Körper optimal mit Energie zu versorgen.
- Nun kannst du dein Besteck mit einem Bissen beladen und erstmals daran riechen und mit den Lippen sanft nippen.
Kannst du bereits erste Unruhe in dir feststellen? Ich war an diesem Punkt bereits sehr unruhig, konnte es kaum erwarten mir das Essen in den Mund zu schieben und mich voll zu stopfen.
- Nimm diesen einen Bissen nun in den Mund, beginne zu kauen und lege das Besteck ab.
- Sehr wichtig: Das Besteck bleibt über den ganzen Kauvorgang über am Teller oder am Tisch!
- Für das Kauen, hilft es am Anfang zu zählen. Je nach Speise kannst du locker zwischen zwanzig und dreißigmal kauen, bis die Speisen, wie von selbst, nach unten rutschen.
- Erst wenn dieser Bissen komplett zerkaut und geschluckt ist, darfst du das Besteck wieder in die Hände nehmen und den nächsten Bissen aufladen.
Wie ergeht es dir mit diesem Experiment? Für viele wird dieser Zugang zum Essen absolutes Neuland sein und sicherlich einige interessante Gedanken hervorbringen.
Beobachte welche Gedanken und Gefühle in dir hochkommen. Wie fühlt es sich an? Mit ziemlicher Sicherheit wirst du eine gewisse Unruhe, eine Hast feststellen, dein Essverhalten zu beschleunigen. Sei ehrlich zu dir, jede Wahrnehmung ist in Ordnung und hilft dir dein Verhalten besser zu verstehen.
Überlege dir, wie absurd es doch ist, viel Geld für gesunde und leckere Speisen auszugeben, diese dann ohne Genuss einfach zu verschlingen. Das ist wie dein Lieblingsanzug, den du nie tragen willst, damit er nicht „altert“, nur schlimmer, weil du es jeden Tag mehrmals machst.
Das Beste kommt zum Schluss – Abnehmen ohne Aufwand
In der Zeit in der ich nun wieder unterwegs bin und mein eigenes Essverhalten entwickelt habe, habe ich ohne Aufwand einiges an Bauchspeck verloren. Es war nicht beabsichtigt, jedoch ist das für mich ein Zeichen, dass ich mit meinem Verhalten auf dem richtigen Weg bin. In all den Jahren, in denen ich mit meiner Körperzusammensetzung gekämpft habe, um meinen Speck loszuwerden hätte ich nur diese einfachen Regeln befolgen müssen. „Du bist was du isst und wie du isst“. Das bewusste Essen hat auch automatisch dazu geführt, dass ich meistens überhaupt keine Lust auf ungesundes „Zeug“ habe und mich vorwiegend von hochwertigen und natürlichen Produkten ernähre.
Zusammengefasst scheint achtsam Essen fast zu einfach zu sein:
- nimm dir ausreichend Zeit
- halte kurz inne, bevor du zu essen beginnst und sag Danke
- einen Bissen in den Mund und das Besteck weglegen
- zumindest 20 mal kauen
- genieße die vollen Aromen, die dir das ausreichende Kauen schenkt
- Höre auf zu essen wenn du satt bist
Viel Spaß beim Überprüfen deiner Essgewohnheit!
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